Samstag, 29. Oktober 2011

aus der Serie: Vintage, Folge 1

Heute fängt eine neue Serie an, die mal in Wort und Bild, mal in dem einen oder dem anderen hier ihren Platz findet.



Manch einer fragt sich, was eigentlich aus Bibo, dem tüddeligen, melancholischen Vogel aus der Sesamstraße geworden ist. Einfach verschwunden. Versehentlicher Selbstmord? Dann entfedert und am Spiess zubereitet?
Sicher haben nicht alle Leser das gelbe Wesen ständig so vor Augen wie ich, deshalb nebenstehend eine Miniaturausgabe. Vor vielen Jahren bekam ich sie mit den Worten er ist wie Duuu geschenkt. Seltsam, seltsam, dachte ich damals, denn weder gibts an mir Federn, noch irgendwas gelbes, die birnige Körperform stimmt nicht und meine Füße sind normal groß, aber naja, was heißt schon normal. Seitdem steht der Miniaturbibo neben einem Holzschaf mit echtem Wollfell und an der Kette vor einem Segantini Band im Bücherregal.





Was aus dem echten Bibo geworden ist?
Mutiert in Neukölln. Wo sonst.

Freitag, 28. Oktober 2011

Tante Herta und die Tellerbringer

In der olompischen Heimat
Dass ich auf einem kleinen Dorf aufgewachsen bin, daraus mache ich kein Hehl und betrachte es als großes Geschenk, Stadt und Land zu kennen.
In meiner Kindheit war es üblich, alle Erwachsenen mit Onkel oder Tante und dem Vornamen anzureden, egal ob verwandt oder nicht. Eine dieser Tanten ist Tante Herta. Heute wurde sie neunzig Jahre alt. Viele Jahre lang war sie unsere Nachbarin, bis sie ihr Haus verkaufte.
Einzog ein Brandstifter, der das Haus in Schutt und Asche legte und fast noch die Werkstatt meines Vaters mit abfackelte, aber das ist eine andere Geschichte.
Als Kind liebte ich es noch mehr als heute, an fremden Tischen zu essen: Immer neue Menschen, Räume, Geschichten, Ordnungen und Mahlzeiten.
Diesen ganz allgemeinen Wunsch nach Abwechselung bekam ich also schon mit in die Wiege gelegt. Und es wurde sich von Seiten meiner Eltern auch kaum dagegen widersetzt. Irgendwann fand meine Mutter die mittäglichen Ausflüge ihrer Fünfjährigen, die einfach an „fremden“ Türen klingelte, um zu fragen, ob sie dort Mittag essen dürfe,
jedoch nicht mehr so gut. Sie hatte Angst, die Leute könnten denken, sie sei keine gute Mutter, was natürlich Quatsch war und ist, hätten alle eine Mutter wie ich, gäbe es keine Kriege, aber das ist schon wieder eine andere Geschichte. Jedenfalls sollte ich von nun an wieder zu Hause Mittag essen (meine Mutter verhindert nicht nur Kriege, sie kann auch toll kochen, heißt: Mein Wunsch nach Abwechslung hatte nichts mit fliehen zu tun, diese Freude sei den zur Analyse neigenden Lesern gleich mal schnell versaut!!!).
Meine damals dreijährige Schwester hatte ich zum Zeitpunkt des Verbots schon längst überzeugt, wie bereichernd es war, auch mal in der Nachbarschaft zu essen.
Sie ging zu Tante Herta. Spielte dort unter dem Kastanienbaum mit den Kätzchen bis ihre Augen tränten und der Schnodder lief – Katzenallergie? Kranke Katzen? Beim Wellensittich hatte sie sich mal mit schlimmer Bindehautentzündung angesteckt und sah aus wie ein Angorakaninchen, aber das ist eine andere Geschichte – und aß dann mit Tante Herta und Onkel O. zu Mittag. Eines Tages stand sie plötzlich vor mir. Ganz aufgelöst. Ich habe keinen Teller für dich, du kannst hier nicht mehr essen, hat Tante Herta zu mir gesagt, schluchzte sie.
Tante Herta hatte nicht genug Teller, kein Mittag mehr dort essen.
Ich war empört. Ging zum Schrank. Nahm zwei von den flachen in den einen Arm, an die andere Hand meine Schwester. Raus auf den Hof. Einmal rum ums Haus.


Meine Mutter hatte einen AFU Laden. Das Schaufenster ging zur Hauptstraße. Sie stand hinter der Kasse, als wir vorbeirasten.
Wo wollt ihr denn hin, rief sie und ihr Lachen begleitete uns bis zur Hofeinfahrt von Tante Herta. Die kriegte die Teller und meine Schwester und ich Mittag.


Mahlzeit und Prost, Tante Herta!

Samstag, 22. Oktober 2011

Routenplaner: Pioniere

Perugino Ausstellung in der Alten Pinakothek in München, unbedingt ansehen, unglaubliche Porträts und viele gepfeilte Sebastiane u.a. vom Lehrer Raffaels!

Kraftwerk im Kunstbau-Lenbachhaus


Ebenso beeindruckend wie dieser alte Meister ist die Show von Kraftwerk im Lenbachhaus-Kunstbau München. 
Beide Künstlerwerkstätten (heißt: sowohl die von Perugino als auch Kraftwerk) sind Pioniere ihrer jeweiligen Zeit. 




Selten verweilte ich an nur einem Ausstellungsort so lange wie in der aktuellen Präsentation im Kunstbau. Sweet memories, visuelle und körperliche Erfahrung. 
Die Brillenträgerin trug doppelte Last auf der Nase: Zur eigenen Brille die extra für die Ausstellung entwickelte verspiegelte drei Dimensionen machende Brille, durch die die Projektionen greifbar schienen. Die Bässe der Elektromusik gingen in Bein und Herz. 
Mir fehlen die Worte. Und das alles ohne Rauchwaren.

Foto: Anett Frontzek, 1994

Ich erinnerte mich an die Lichtinstallation von Dan Flavin im Kunstbau. Tagebucheintrag vom 5.6.1994: ...Lichtinstallation in stillgelegtem U-Bahnabschnitt. Das flimmernde Licht bewirkte, dass ich meinte, in den Boden treten zu können. Irgendwann schwankte alles. ...





Und auch das ist München.

Moment mal...

Am 20.10.2011 war offizielle Eröffnung in der Agentur Wilde in München. Auf der Ausstellung, in der ich erstmalig Originalarbeiten aus dem illustrativen Bereich, die in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der Berliner Zeitung und anderswo veröffentlicht wurden, zeigte, las ich auch einige meiner bereits abgedruckten Texte aus der Berliner Zeitung. Eva Müller, die diese Ausstellung organisiert hat, hielt die Eröffnungsrede.





Auf dieser Präsentation lernte ich die Hutmacherin und Designerin Heike Thamm kennen.
Sie hat nicht nur die Fotos hier gemacht, sondern auch die Kopfbedeckungen für die Akteure der letzten Passionsfestspiele in Oberammergau. Chapeau!!!
Die Ausstellung „Moment mal“ ist noch bis zum 10.1.2012 zu Öffnungszeiten der Agentur Wilde & Partner zu sehen.

Montag, 17. Oktober 2011

Gesammelte Aufsätze von Katharina Rutschky

 
Katharina Rutschky: Im Gegenteil.
Gesammelte Aufsätze aus über drei Jahrzehnten 
mit einem Vorwort von Ina Hartwig.
Wagenbach Verlag, Berlin 2011, 10,90 Euro, 
ISBN: 9783803126757
Rezension von Jan Feddersen am 12.10.2011 
in taz – die tageszeitung: Die Nonkonformistin.

Sonntag, 9. Oktober 2011

PORTRÄTS VON STIMMENHÖRERN

Vernissage Galerie  R31: Hör auf! Porträts von Stimmenhörern.



Bis 29. Oktober 2011 sind beim Lesen der Texte in der Galerie R31 eindringliche Stimmen zu hören. Die Journalistin Wiebke Nieland hat sie in Gesprächen mit Stimmenhörern aufgezeichnet. Die Fotografin Sarah Johanna Eick fotografierte dazu die Porträts – gestochen scharf.
Unbedingt ansehen (Kleiner Vorgeschmack: Zibb/rbb,vom 7.10.2011)!!!

Donnerstag, 6. Oktober 2011

Moment mal...

heißt die Ausstellung, die in der Agentur Wilde & Partner in München gezeigt wird und zu der ich herzlich einlade.

Erstmalig werden dort Arbeiten aus dem illustrativen Bereich von mir präsentiert, die seit 1996 in diversen Tageszeitungen (z.B. der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der Berliner Zeitung) und anderswo veröffentlicht wurden. Ein paar Cartoons gibts auch, am 20.10.11 von 18.30 bis 21 Uhr eine Midissage mit einer Einführung von Eva Müller  und im Anschluss eine Lesung von mir.



Ausstellung bis zum 10.1.2012,
Öffnungszeiten zu Bürozeiten der
Agentur Wilde & Partner,
Nymphenburger Straße 168,
80634 München.
Telefon: 089-179190-15.

Pümpel                                                       Mops auf Brautstuhl                                  1. Regel für Hirschkühe • olompia.de

Dienstag, 4. Oktober 2011

Kunst-Raum im Deutschen Bundestag

Verwandlungen heißt die Ausstellung von Gundula Schulze Eldowy , die im Kunst-Raum des Deutschen Bundestages noch bis zum 11. Januar 2012, dienstags bis sonntags von 11.00 bis 17.00 Uhr,
zu sehen ist. Neben neueren ikonografisch-malerischen Fotoarbeiten wird die lyrische schwarz-weiß Serie „Der Wind füllt sich mit Wasser“ in den unteren Räumen gezeigt. Auf der Empore die Reihe „Das Blatt verliert den Raum“, großformatige fotografisch-malerische Arbeiten von historischen Frauenbildnissen. Die Gesichter der Frauen verschwinden fast hinter verregneten, vereisten oder manchmal gar verschimmelt anmutenden, transparenten Oberflächen. In einem Séparée per Projektion u.a. Bilder der Serie „Berlin in einer Hundenacht“. Unvergessen in meiner Erinnerung sind die berührenden Filme, die Gundula Schulze Eldowy vor zwei Jahren in der Akademie der Künste zeigte. Die Bilder aus Berlin in einer Hundenacht stammen aus dem gleichen Arbeitszyklus. Parallel zur Ausstellung ist der großartige schwarz-weiß Fotoband „Berlin in einer Hundenacht“ im Lehnstedt Verlag erschienen (248 Seiten, 160 Fotos), den die Künstlerin ihrem ganz besonderen Aktmodell Tamerlan gewidmet hat. Außerdem ist im gleichen Verlag der Band Am fortgewehten Ort, Berliner Geschichten (2011, 248 Seiten) erhältlich.
Im Dezember wird es eine Retrospektive der Künstlerin im c/o Berlin geben.

Gundula Schulze Eldowy fotografierte das Ostberliner Milieu - und schaute immer dorthin, wo andere taktvoll die Kamera sinken ließen. Heute fragt sie sich, wie sie das eigentlich ausgehalten hat. 
Arm,asozial,alt, Marika Behnt, Berliner Zeitung vom 1.10.2011.

Hör auf! Acht Porträts von Stimmenhörern

Vernissage der Ausstellung 
Hör auf! Acht Porträts von Stimmenhörern
am Freitag, den 7.10.2011 um 19 Uhr.
Ausstellung vom 7. bis 29. Oktober 2011
In der Galerie R31, Reuterstr. 31, 12047 Berlin

Aus der Pressemitteilung:
„Zwei Jahre lang haben die Fotografin Sarah Johanna Eick und 

die Journalistin Wiebke Nieland Berliner Stimmenhörer getroffen und sie ermutigt, vor die Kamera zu treten, um dem Stimmenhören ein Gesicht zu geben. Ausgestellt werden acht großformatige Porträts von Stimmenhörern mit Texten zu der jeweils persönlichen Geschichte. Eine Klanginstallation greift die Befehle und
Kommentare der inneren Stimmen auf, so dass jeder Ausstellungsbesucher zum Stimmenhörer wird.“

Samstag, 1. Oktober 2011

Denk ich an Kohl...

Sehr geehrte Frau Wrede,
einmal im Jahr gibt es Saumagen und den Blick von der Dachterrasse. 

Die Landesvertretungen laden ein: Tag der offenen Tür in den Ministergärten.
Zum Tag der deutschen Einheit am 3. Oktober öffnen die sieben Landesvertretungen in den Ministergärten wieder ihre Türen für interessierte Berlinerinnen und Berliner sowie alle Berlin-Besucher. Von 11.00 bis 18.00 Uhr präsentieren Brandenburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Schleswig-Holstein dieses Jahr nicht nur ihre Arbeit in der Bundeshauptstadt, sondern werben mit einem bunten Programm musikalisch, kulinarisch und touristisch für ihr Land. Mit vielen regionalen Spezialitäten wird es dieses Jahr besonders lecker: Glückstädter Matjes, „Herzbräu“-Bier aus der Prignitz, Hessischer Handkäs, Brot aus dem Pommerschen Holzbackofen, ostfriesische Konfitüren und vieles, vieles mehr.


Diese schöne Einladung für alle erhielt ich gestern vor dem Frühstück (vegetarisch, wie – bis auf ein paar Würste-Ausrutschter in diesem Jahr – meine gesamte Ernährung). Natürlich kam mir sofort Helmut Kohl in den Sinn. Der hat sogar mal den Saumagen-Orden abgesahnt. Was für Orden es wohl sonst noch gibt? Vielleicht erfährt man einiges dazu in den sieben Landesvertretungen.

Blog-Archiv