In bislang keinem Jahr bin ich so viel mit der Bahn gefahren, wie in diesem.
Bei Verspätungen durch Unwetter (15 Stunden (!!!) waren Rekord, darin enthalten mehrere Stunden Halt auf freier Strecke) und wegen »zu später Bereitstellungen von Zügen« u.a. zeigte die Bundesbahn allerhand Gesichter.
Ein gutes war auch dabei: beim Halt auf freier Strecke wurden spätnachts Busse organisiert, die um 3 Uhr in Salzwedel zum Weitertransport über Stendal und Magdeburg anrückten... weiter nach Berlin.
Ich klatschte, als wir sicher in meiner Heimat ankamen (Beim Busumstieg in Magdeburg zur Weiterfahrt nach Berlin klatschte ich allerdings nicht, war zu froh, da raus zu sein, jemand, der entweder sehr müde oder hackevoll gewesen ist, fuhr ihn. Das Ankommen wäre eigentlich zum Klatschen gewesen... wohl eher Klatschen von innen, mein Leben ist mir manchmal ganz lieb, so hätte ich nicht sterben wollen, jaja, ich weiß, kann man sich nicht aussuchen).
Fiese Bahn-Gesichter bekam ich aber auch zu sehen, z.B. von Schaffnern, die Familien in überfüllten Wagons den Zugang zur leeren 1. Klasse verwehrten (und einfach schnell mal die Türen der entsprechenden Abteile abschlossen...) und von jungen Mitreisenden, die auf der Fahrt von Berlin nach Hamburg lautstark in ihr Handy krähten, wie schwer es sei, Mieter in Berlin aus ihren Häusern zu kicken.
Ach, und noch viele mehr. Und das Jahr ist noch nicht zu Ende...
Contenance bewahrte ich auf meinen bisherigen Fahrten oft durch und beim Falten, so entstanden Falt-Dinger aus Bahnfahrplänen, die in den Netzen vor oder auf den Sitzen auslagen, manchmal verschenkte ich die Objekte, manchmal stopfte ich sie vor dem Aussteigen einfach wieder ins Netz zurück und stellte mir vor, dass der Putzservice beim Finden vielleicht einen winzigen Moment zum Betrachten innehält und sie dann entsorgt.
Manchmal falteten Kinder auf den Nebensitzen mit, so falteten wir uns
für einige Zeit aus der Welt, und ich klatschte, wenn den Kindern etwas
gelang (und innerlich beklatschte ich mich, weil ich ihre Aufmerksamkeit
gewann).
Seit einiger Zeit bin ich Dozentin bei Jugend im Museum. Auch hier klatsche ich in die Hände, wenn die Kinder etwas schaffen, oft bin ich so stolz, als wäre es mein eigenes Werk.
Wenn die Stunden vorbei sind, klatsche ich in die Hände, zacki, zacki, schnell noch Ausfegen, wo gehobelt wird, da fallen Späne.
Mehr zum Klatschen in Kürze.