Sonntag, 19. April 2015

Zwei Treffen treffen sich zwei

Treffen I
Bis heute Abend kann man noch über die 49. art cologne staunen oder es sein lassen.
Ich tat das schon am Mittwoch zur Preview, schlenderte durch Kojen, Gänge und Stockwerke, vorbei an vielen neuen und alten, meistens abgehangenen Positionen, manches ganz schön anzusehen, mehr möchte ich aber nicht dazu schreiben.
Außer, dass mein Messehighlight ein Gesamtkunstwerk war.
Ich sah es, besser: IHN, am Stand der Münchener Galerie Tanit. Ebenda wurde eine one-man show mit selfies aus den 1970er Jahren bis heute gezeigt. Ich war schon aufgeregt nur vom Sehen.
Wen? Urs Lüthi. Von ihm sind natürlich auch die Selbstporträts bei Tanit.
Ich weiß nicht, wie lange wir uns nicht gesehen hatten, möglicherweise mehr als 20 Jahre. Ob er, der mich 1994 als »mein« Professor aus dem Elfenbeinturm der Kunstuni Kassel in die freie Wildbahn entliess, mich erkennen würde? Tatsächlich. Wir fielen uns in die Arme. Fast hätte ich geweint.


Treffen II
Am Vormittag gleichen Tages erhielt ich einen Anruf und hörte eine Geschichte, in der es ebenfalls um ein Treffen nach langer Zeit ging.
Das Familienoberhaupt, kurz: der Chef, ist seit Februar nicht zu Hause und nach fünf nachtumdämmerten Wochen kommt seit Kurzem wieder etwas Licht ins Spiel. Die Ärzte sprechen von einem Wunder, er nickt, wir auch. Damit es noch heller wird, wurde die Clanchefin von der behandelnden Ärztin gebeten, Hermine, den Clanhund, mit zum Krankenhaus zu bringen.
Beide trafen dort den Chef, er im Rollstuhl, eingepackt in Decken, begleitet und geschoben vom Therapeutenteam in die Frühlingssonne –  bereit zur ersten Begegnung seit neun Wochen.
An den Fenstern der Station im zweiten Stock die Köpfe vom Pflegeteam.
Unter aller dieser Augen erkannten sich Herr und Hund. Fortsetzung nächste Woche.





Hermine war wegen der langen Zeit ohne Chef vom Warten übrigens ein Geweih gewachsen, das sie vor dem Treffen einfach abwarf. Es kam nie wieder.

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