Donnerstag, 12. Juli 2018

Verbeugung im Noch-Atelier

Beim und nach dem Fest.
Licht am Horizont ist aufgetaucht, denn ich habe mich endgültig entschlossen, ein Angebot meiner jetzigen Vermieterin anzunehmen und in einen Raum zu ziehen, der knapp ein Drittel meines Noch-Ateliers ausmacht.
Tatsächlich bedeutet diese Entscheidung für mich eine riesige Erleichterung, ich freue mich inzwischen sehr auf diese Herausforderung, darüber, dass sich alles so ergeben hat und dass es dieses Angebot überhaupt gibt.
Der Vertrag ist unterschrieben und geht noch heute in die Post.
Ich gebe zu, dass mich die zweijährige Suche nach passenden Gewerberäumen auf dem Berliner Immobilienmarkt, bei der ich alle möglichen Hebel in Bewegung gesetzt habe, manchmal an den Rand des Nervenzusammenbruchs gebracht hat. Zwischendurch wurde mein Noch-Atelier begutachtet und vermessen, manchmal schien es, als müsse ich eher heute als morgen ausziehen, dann gab es eine neue Frist, jetzt ist endgültig Schluss.
Alle möglichen Hebel-in Bewegung-setzen schließt übrigens eine 1 1/2-jährige Bewerbungszeit bei der Atelierförderung durch den Berliner Senat mit ein, ich weiß nicht mehr, wie viele Ateliers aus dem Förderprogramm ich mir angeschaut habe und um wie viele ich mich beworben habe und wie viele Kompromisse ich dabei gemacht hätte. Die Bewerbungen um ein Atelier erfordern eine Mappe mit Präsentation der künstlerischen Arbeit samt Vita, die ich für jede Bewerbung auf den aktuellen Stand brachte, die Dringlichkeit der Ateliersuche muss beschrieben und der Jahresumsatz muss neben Angaben zu den Lebensumständen genannt werden. Die Auswahl der Künstlerinnen und Künstler, die eine Atelierzusage erhalten, wird nach Dringlichkeit und Professionalität ausgewählt, so stand es auch in den Schreiben, die mich jeweils vom Nichterhalt eines Ateliers informierten.

Die Dringlichkeit konnte mir niemand streitig machen – meine Professionalität möchte ich von Unbeteiligten nicht in Frage gestellt wissen. Ich habe genug davon. Hätte ich schon vorher aufgehört, mich diesem für mich sinnlosen Bewerbungsverfahren auszusetzen, wäre mir viel Frust erspart geblieben – aber es ist wie es ist: die Hoffnung stirbt zuletzt – zum Glück ist alles gut gegangen...

Vor ein paar Tagen habe ich ein letztes Fest im Noch-Atelier gefeiert.
In schönerer Runde hätte die Zeit hier nicht zu Ende gehen können. Dafür möchte ich mich bei allen bedanken, die dabei gewesen sind und auch bei denen, die gerne gekommen wären, aber diesmal leider nicht konnten.
Ich bin glücklich und stolz, so viele tolle Menschen zu kennen, die mich alle mindestens mental unterstützt haben, von vielen kamen auch sachdienliche Hinweise und praktische Hilfe.
Ich verbeuge mich vor diesem Netzwerk.

Gestern habe ich mein neues Atelier vermessen. Es hat ein wunderbares Nordlicht und Decken, bis zu denen ich hoch stapeln kann. Es ist lange nicht so groß, wie meine bisherigen Ateliers, aber es ist – wie meine bisherigen Ateliers – ein ganz besonderer Ort, dieser war mal ein Büro vom BND.
Schon bald werde ich hier wieder meinen Beruf ausüben können.

Jetzt wird weiter gepackt. Dann kommt etwas Neues.
Einpacken im Noch-Atelier und Blick in das Bald-Atelier.

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