Mittwoch, 24. Oktober 2012

Noch ein Ausflug

... mit dem Rad, denn bekanntlich hält Bewegung fiese Gedanken fern (die momentan um den eigenen Schaffensraum kreisen, bald mehr dazu hier an dieser Stelle). 
Heute war ich nach einem Termin in Dahlem im Haus am Waldsee
Downtown heißt die Ausstellung von Erik Schmidt, die dort noch bis zum 30.12.12 zu sehen ist. Thema des Künstlers sind gesellschaftliche Prozesse, Rituale, Klischees usw. 
Ausgestellt sind u.a. Malereien, Zeichnungen und Collagen, deren Darstellungsweise ich sehr gleichförmig finde und mir fällt nicht so richtig was dazu ein.

Im oberen Stockwerk aber werden drei Filme gezeigt, die mich sofort und ganz in ihren Bann gezogen haben. Sie spielen in der „Upperclass“, Erik Schmidt ist in jedem als Hauptdarsteller dabei. Die Filme sind ohne Sprache bzw. wird sie nur als eine Ahnung davon benutzt: die gesprochenen Wörter in den Filmen sind nicht zu verstehen und sowieso unwichtig. Eine wichtige Rolle spielen jedoch Geräusche und Musik. 

Die Filme zeigen Herrensitze, Schlösser, Kuranstalten, geschlossene Gesellschaften. Feste werden gefeiert.  Die Jagd spielt eine Rolle. Einsamkeit, Elend. Der Hauptdarsteller bewegt sich wie ein Schlafwandler durch diese Szenen.  Er – wenn auch stets ein wenig verknittert und manchmal schmuddelig, so doch immer in ausgewählten und in den der Gesellschaft entsprechenden Klamotten – scheint nirgendwo dazu zu gehören. 

Typischer Einzelgänger? Vielleicht schwarzes Schaf? Auf einer Party kommt es zu einer Annäherung, die ganze Ahnengalerie schaut dabei zu. Er flirtet mit Mann und Frau, knutscht die Frau öffentlich, begehrt den Mann. 

Später nimmt er Moor- u. Wechselbäder. Was hat der eigentlich? Warum ist er da? Wasn das fürne Anstalt? Alles scheint so schick und stilvoll, doch der Wasserhahn aus dem Heilwasser in ein Glas fließt, ist verkalkt und braun. 

Schließlich landet er in der nahegelegenen Moorlandschaft. Dort kommt er um, liegt vermoort am Boden und wird von zwei (Heil-) Anstaltbediensteten, die sich für den Abtransport der Leiche die blütenweißen Hemden (Seidensticker taucht als Sponsor in jedem Abspann auf) hochkrempeln, gar nicht stilvoll aus dem Bild geschleppt.


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