Samstag, 28. April 2012

Im Westen was Neues

Erste Station meiner Reise war das Von der Heydt-Museum in Wuppertal, das mit der Ausstellung „der Sturm“ Zentrum der Avantgarde wird. Diese Ausstellung wird von einem umfangreichen Katalog begleitet. Ganz beeindruckend fand ich ebenda die Ausstellung mit Arbeiten von Karl Röhrig (1886 bis 1972), der mir, ich gestehe, vorher nicht bekannt war. Seine Arbeiten sind mutig, komisch und sarkastisch. Skizzen aus seinen Tagebucheinträgen sind stark vergrößert auf die Wände gezogen, z. B. Hitler als Vogelscheuche in einem Totenschädelmeer stehend (1942).

„Kleine Leute“ heißt diese Ausstellung, die wunderbar klar präsentiert ist, denn auch von der Art der Präsentation war ich beeindruckt, kaum ein Museum – das Kolumba in Köln mal ausgeschlossen – traut sich heutzutage noch an solch einen purstyle heran. „Sonntagsspaziergang“ lautet der Titel einer seiner bildhauerischen Arbeiten oder auch „Autofahrt“, zu sehen sind Wohlstandbürgerliche mit verfettetem, Zigarre rauchendem Familienoberhaupt. Und Hund. „Der Mann von der Winterhilfe“ ist kein hilfsbereiter, großzügiger, netter Typ, er ist einer, der sich mit einer sehr kleinen Spende und deutlich sichtbar getragenem Spendenabzeichen Ablass erkauft hat, jemand der zur rechten Zeit am richtigen Platz war und aus dem Elend anderer Profit geschlagen hat.

Zweites Reiseziel war Köln, kurzer Abstecher ins Kolumba, um dann stundenmäßig einen ganzen Arbeitstag auf der art cologne zu verbringen. Lohnte sich. Viel gesehen. Viel geredet.
Und geschockt beim Blättern durch den Katalog: hier auf dem Kunstmarkt spricht keiner auch nur ein bißchen oder ganz leise das Thema Frauenquote an, scheint zuviel Arbeit zu sein, denn noch liegt sie meinen aktuellen Berechnungen nach um die 5%. Hoppla. Olé.
Kurz vor Toresschluss ein Kölsch ausgegeben bekommen, das das notwendige Türchen öffnete, um mit einem Kunstmenschen Kontakt aufzunehmen, den ich schon länger einmal kennenlernen wollte. Besser: Schon lange einmal wollte ich, dass er meine Arbeit kennenlernt. Grundstein gelegt. Wie und ob diese Geschichte weiter geht: demnächst hier an dieser Stelle.

Vorher aber ein Ortswechsel zu meinem dritten Ziel. Dortmund. Das Künstlerhaus öffnete dort seine Türen für Besucher. Neben anderen luden Anett Frontzek, Barbara Koch und Dirk Pleyer, Künstler bei artrelais_01 in ihre Ateliers ein. Beeindruckt hat mich auch der Einblick in ihren Schaffungsraum, den Gaby Peters, die ihr Atelier ebenfalls im Künstlerhaus hat, gab. Die Künstlerin baut u.a. Verweigerungsmaschinen.

Meisternacht und the day after.
Und dann war ich auch noch dabei. Dabei als Jürgen Klopps Borussia sich als Meister feiern ließ. Zwar nicht im Stadion. Aber unterwegs. Zu gerne hätte ich am day after etwas tolles gefunden und fotografiert, irgend etwas, von mir aus auch ne schwarz gelbe Plastiktüte. Fand nüscht. Ein paar Fahnen.Von weitem nur einen trikotierten Hund gesehen, aber gerade da keine Knipse dabei gehabt.



Sonntagsspaziergang, 60 Jahre nach Röhrig.




Zu guter Letzt noch ein Bild von meinem „Sonntagsspaziergang“, 129,5 x 89,5 cm, gemalt 1992 zu Studienzeiten, 60 Jahre nach Röhrigs Figurenensemble. Und nicht nur durch den Titel, auch mit der Malerei, stehe ich nun wieder am Anfang.

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