Letzte Malzeit im Moabiter Atelier. Foto: MZ Schröder. |
Tja: nun habe ich seit 10 Jahren nicht mehr gemalt, die letzten Malereien waren Porträtversuche, wie hier im Hintergrund des Bildes zu sehen, das MZS nach einer Malstunde aufgenommen hat, in der ich versuchte, ihn mit seinem 2002 erschienenen Buch „Allgemeine Geschäftsbedingungen“ auf die Leinwand zu bannen.
Wenig später übermalte ich alle noch nicht fertigen Leinwände dick mit Titanweiss. Als ich am nächsten Tag in mein damaliges Atelier in Moabit kam, erschrak ich vor dem Teufel, der mich tags zuvor geritten hatte. Lähmung setzte ein. Der Schlusstrich, den ich vor 10 Jahren mit dieser Aktion gezogen hatte, kam nicht so plötzlich, wie es sich hier anhört. Er dauerte drei Jahre. Drei Jahre für einen Strich, das gibts wohl auch nur in der Kunst, höre ich L. meckern, hat er damals aber nicht getan, weil wir uns da noch gar nicht kannten. Begonnen hatte das Ende der Malerei für mich in einem Stipendium, dass ich 1999 FÜR Malerei erhielt. Schon damals unternahm ich mit wasservermalbarer Ölfarbe, die gerade neu auf den Markt gekommen war, Versuche, für mich neue Spielarten aus dem Medium zu kitzeln. Das gelang mir nicht. Aber der Versuch, den strengen Terpentingeruch zu umgehen, denn das Terpentin zog natürlich auch in die Zigaretten, die ich qualmte und so in Verstand, Haut und Haar. Allerdings ist wasservermalbare Ölfarbe Mist. Und so weiter. A. sagt, sie könne sich noch gut daran erinnern, dass ich zu meiner Malhochzeit nichts mehr schmecken und riechen konnte. So weit hatte ich es getrieben und im Stipendium für Malerei begann ich mit dem Ende und damit, mich in die Zeichnung zu stürzen. Zeichnung ist unmittelbar und direkt. Die Geste bzw. der Strich (meiner Zeichnung) ist nicht korrigierbar, weil ich ihn fest und entschlossen auf das Papier setze. Malerei ist Vertuschung von Wirklichkeit. Auch anatomische Fehler verschwinden im Geschmier. Der eigentliche Anlass eines Bildes ist im fertigen Stadium nicht mehr sichtbar. Malerei war Rausch, konnte nicht aufhören. Irgendwann war ich nicht mehr in der Lage, die vielfach übermalten Leinwände in einem Rutsch bzw. einer Geste zu bewältigen. Das wollte ich aber: Alles in einem Rutsch erfassen. Allein die Vorbereitung der Leinwände nervte, das blöde Bespannen der Keilrahmen, grundieren. Ewig suchen. Nee, das wollte ich nicht mehr. Die Frage, ob Malerei überhaupt noch zeitgemäß ist und wenn ja, wie anzuwenden, stand dann und steht auch heute noch im Raum. In meinem jetzigen Atelier, in dem ich nun auch schon seit fast neun Jahren arbeite, habe ich noch nie Ölfarben benutzt, geschweige denn an der Staffelei gestanden, habe aber noch ein großes Restlager mit allen möglichen Materialien. Im Zuge des letzten Auftrages, der nun auch soweit in trockenen Tüchern ist, wuchs der Wunsch, mal wieder richtig Farbe zu benutzen. Habe mich einige Wochen dagegen gewehrt. Wollte mich nicht wieder von oben bis unten einsauen, überall Farbe verschmieren, mit Terpentin getränkten Klamotten, Haut und Haar durch die Gegend juckeln, nicht bis in die Puppen an der Staffelei stehen, nur um am nächsten Tag mit neuer Idee oder aus Unzufriedenheit mit dem Gepinsel alles wieder übermalen. Keine Terpentinzigaretten mehr rauchen und nicht ständig alles wieder in Frage stellen.
Aber dann wurde der Wunsch so groß, dass ich wie automatisch Leinwände aufzog und meine Pinsel hervorkramte, die seit so vielen Jahren unbenutzt, hart und verklebt in einem Karton lagen.
An dieser Stelle ein Werbeblock:
Der Pinselreiniger von Lascaux macht selbst die mit Farbe und Lack vergurktesten Pinseln wieder weich und malbar.
Voilà: Ein wartender Hund, 48,8 x 48,8 cm, erster Zustand. Ob es noch weiter geht und die Malerei mich wirklich wieder packt? Hmh. Wenn ja, dann bald mehr darüber.