Donnerstag, 5. August 2010

Wunschbilder


Seit 2004 kann man Wunschbilder bei mir bestellen. Wie ich darauf gekommen bin, Wünsche aufs Papier zu bringen?
An einem Abend (irgendwann 2003) hatte Katharina Rutschky Martin Z. Schröder und mich wieder einmal zum Essen eingeladen. Durch Herrn Schröder lernte ich Frau Rutschky 1996 kennen – an einem ungewöhnlichen Ort war das damals, aber das ist eine andere Geschichte.
Wir aßen und redeten. Irgendwann kamen wir auf das Thema Hund und Besitzer, das Wort Schnappleine fiel und Herr Schröder wußte nicht, was das ist. Ich zeichnete einen Hund an der Schnappleine und Frau Rutschky rief: Sie können ja auf Zuruf zeichnen. Das war die Geburtsstunde von vision-by-call. Dieser  Name fiel mir beim Hin-und Herschieben der Idee, wie ich  „Zeichnen auf Zuruf“ professionalisieren könnte, gleich auf meinem Rückweg nach Hause ein. Herr Schröder war es dann, der mir etwas später die domain visionbycall.de für meine website sicherte, und nach einer Testrunde mit Freunden ging mein Angebot offiziell an den Start. Die website zu den Wunschbildern gibt es seit 2005. 

Stefan Herzig von neukoellnstyle hat sie gebaut. Unsere Zusammenarbeit hat sich mittlerweile seit vielen Jahren bewährt, neukoellnstyle ist auch für meine „Hauptwebsite“ www.olompia.de zuständig.
 Für ein Wunschbild brauche ich nichts anderes, als einen Wunsch. Was leicht gesagt ist... ist ja nicht immer einfach, sich etwas zu wünschen...
 Die Wünsche, die zu mir gelangen, sind so unterschiedlich, wie die Menschen, die sie äußern, um solch ein Kunstwerk bei mir in Auftrag zu geben. Wer sich meine bereits fertigen Wunschbilder in den Bildbeispielen auf visionbycall.de und die dazugehörigen und vorausgegangenen Wünsche anschaut, bemerkt das schnell.
 Wunschbilder leben von meinem Humor, der Überhöhung des mir Mitgeteilten, sind manchmal schräg, albern oder überspitzt und immer individuell. Meine Lieblingstechnik ist die pure Strichzeichnung, gerne auch mit der Feder und/oder mit Aquarell koloriert: das Anliegen meiner Wunschbilder ist eine – ich nenne es mal „entschlossene Leichtigkeit“, was meint, keine andere Lösung kommt in Frage und alles sieht so aus, als hätte ich es in einem Satz zu Papier gebracht.
Eben so, wie ein Wunsch, der in Gedanken formuliert und dann ausgesprochen wird.
Anlass und Motive


Mal möchten Menschen ein Wunschbild für sich selbst haben, mal wünschen sie sich etwas für ihren Mann, ihre Frau, Partnerin, Partner, Freundin oder Freund, Vater oder Mutter. Manchmal gibt es einen Anlass, manchmal nicht. Manchmal wird ein Wunsch in geselliger Runde ausgetüftelt und auf einen Satz zusammengeschrumpft, manchmal ist der Wunsch eine ganze Geschichte. Ich zeichnete bereits lebendige Beistelltische, Problemlösungsutensilienkoffer (PLUK), das Sibelius Denkmal in Helsinki, Leningrad Cowboy-Mumins, die Eroten GmbH, Fische mit Katzenohren, Murkelpöter, singende Katzen und Fische, fliegende Teppiche und Bimmelbahnen, Balkon- und Forscheridyllen, Mäuseschach, den Schriftsetzer der Zukunft und den Museumschor der Welt, Eisenbahnlandschaften mit Hund und Krimi, verletzte Fußballer, Bären, die man mit einem Buddha verwechseln sollte, Fliegenpilzhüte tragende Babys auf Töpfchen, den Kreml, weiße Karnickel, die Sushi essen, einen inneren Bayern, Männer mit karierten Stockschirmen und mit Schwimmflossen oder skifahrend in Fischanzügen, historische Persönlichkeiten, die sich in der Gegenwart treffen usw... usw. 
Wichtiger Aspekt ist dabei immer, dass weder der Wunschfantasie Grenzen gesetzt sind, noch meiner bei der künstlerischen Umsetzung. Und: Humor – ohne den ist man bei mir an der falschen Adresse. Manchmal muss ich beim Auftraggeber nachfragen, bevor ich mit meiner Arbeit beginnen kann. Keine Angst, aber ein bisschen Durchleuchtung muss schon stattfinden. So wird es dann ein wirklich individuelles und auf die jeweils spezielle Persönlichkeit abgestimmtes Kunstwerk. Welche Fragen ich habe? Hmh, z.B. wie das mit dem „Feminismus“ gemeint ist; warum es gerade Orchideen sein sollen, gehen nicht auch Gänseblümchen; sollten nicht lieber keine Ziffern auf dem Uhrenblatt zu sehen sein; Tee oder Grappa; Morrisey, Farin Urlaub oder doch Wagners Walküre; ob ich mir eine Formel für Unendlichkeit ausdenken darf; welcher Whiskey bevorzugt wird; gibt es ein Lieblingskleidungsstück oder etwas anderes sehr typisches, Bart, Brille, Frisur; Taubenhasser mit oder ohne Sonnenhut; ob die zu Beschenkende ein Macho ist und ich zum Zeichnen alle Freiheit der Welt habe und wie das mit dem Überschreiten von Grenzen ist. Es geht schließlich um sehr persönliche Geschenke.
 Ein Wunsch nimmt mich in Sekundenschnelle ein, manchmal ist mir alles so klar, dass ich sofort mit der Bildentwicklung beginnen kann und mir bereits erste Skizzen aus der Hand fliessen.
Manchmal muss ich erst einmal eine Runde spazieren gehen, rumkrickeln, etwas ganz anderes machen oder meine Nase in die Bibliothek stecken. Von mir zugesandten Fotos lasse ich mich inspirieren, pinsele sie aber nicht ab. Gleiches gilt für Porträtanfragen, deren Grundlage ein Foto ist. Es geht mir vielmehr darum, etwas zu schaffen, das gewünscht aber nicht erwartet wird. 
Viele Wünsche, die von den  „Visionbycallern“ per mail, manchmal per Telefon beauftragt werden, sind spontan, andere lange geplant und noch andere wachsen im Dialog weiter. Je nach Auftragslage brauche ich dann ab Bestellung eine Woche bis 10 Tage für ein „visionbycall“.

Vor einigen Tagen fertigte ich ein großes Wunschbild an, groß nicht nur vom Format her, sondern wie immer auch anspruchsvoll vom Inhalt, auf den ich hier aus Gründen der Privatsphäre nicht näher eingehe. Es kommt schon vor, dass ich unsicher bin, wenn ich ein Wunschbild per Post abschicke. Habe ich wirklich den richtigen Nerv des Bestellers und vielmehr noch den, der das Bild bekommt, getroffen, kann ich mich auf meine Intuition verlassen, gehen Form und Inhalt zusammen, meine Idee, war sie wirklich gut?
 Mal erhalte ich die Rückmeldung per mail, oft auch per Telefon. Dieser Kontakt zu den Auftraggebern spielt für mich eine nicht unwichtige Rolle. Als sich gestern ein „visionbycaller“ bei mir meldete, sich überschwänglich bedankte und so gerührt war, gerade hatte er das Bild ausgepackt und es sich mit der Beschenkten angesehen, dass seine Rührung mich ansteckte, da war er wieder, der Mehrwert, der mehr Wert ist, als „nur“(oft wird ja angenommen, dass gerade Künstler von Luft und Liebe überleben können, aha...haha) eine Finanzspritze, die meinen Kühlschrank füllt, denn zufriedene und glückliche  „visionbycaller“, machen auch mich froh!
In diesem Sinne: Viel Spaß beim Wünschen.

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