Freitag, 5. April 2013

Ich möchte lieber nicht

... in einer Menschenschlange draußen auf dem kalten Bürgersteig stehen und meine Arbeit anbieten wie Sauerbier.

Die Deutsche Bank hat das Guggenheim Berlin vor einiger Zeit geschlossen und rief nun zu Kunst für die Massen und von den Massen auf. Letztere kamen auch. Was zu erwarten war.
Nee, ich möchte lieber nicht zu den Massen gehören, die unbedingt mal VIELLEICHT EVENTUELL und UMSONST ihre Arbeit präsentieren DÜRFEN, sich in die Warteschlange einreihen und der Deutschen Bank ein Hyper-Event bieten. Bis Sonntag 19h DARF JEDER KUNST abgeben.

Gedanken, ob ich das möchte, habe ich mir natürlich gemacht und wenn René Block nicht das Ausgewählte (obwohl: es hieß ja, wer zuerst kommt, hängt zuerst...) an den Wänden präsentieren
würde, dann hätte ich mir gar keine Gedanken gemacht.
Die Gedanken gingen sogar so weit, dass ich heute morgen prophylaktisch eine Arbeit aus einem Umzugskarton hervor zog. Heute Nachmittag war ich dann mit W., der mir beim Renovierzeugs kutschieren half, im neuen Atelier. Um die Ecke von der Charlottenstraße, wo das Massenkunstevent stattfindet, ist das.

Auf dem Rückweg fuhren wir vorbei.
Der Anblick, der sich uns bot war nicht „schön“ und spätestens da war mein Humor, der in letzter Zeit ohnehin schwere Prüfungen bestehen musste, auf der Skala nach ganz unten gerutscht.
Ein Kunstschlangenfoto zu knipsen, hab ich mir verkniffen.

Tja, die Banker hätten mit diesem Ansturm rechnen müssen. Hatten sie offensichtlich nicht und fanden wohl sich und ihre Idee toll, den stundenlang Wartenden ein heißes Würstchen anzubieten. Bestimmt mit eingestanztem Logo. Ach nee, nicht mal ne Wurst, es waren Kekse. Heißgetränke gabs auch (laut FB).
Ein Warteraum mit Champagner im Adlon, das wäre kunstfähig gewesen. Vielleicht.
Und wenn mit diesem Ansturm gerechnet wurde, dann ist die ganze Chose einfach nur pervers und degradierend. So oder so würde sich das Event nicht einmal als kunstfähiges Material für eine Performance von Künstlerseiten aus anbieten.

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