Dienstag, 11. September 2012

would prefer not to

Absagen begleiten in langjähriger beruflicher Laufbahn den Weg. In manchen Phasen kann man ihn sogar damit zupflastern und einen umgedrehten walk of fame darauf zurücklegen. Wie lange das durchzuhalten ist? Ein Professor sagte einmal zu mir – damals hatte ich einen der Hochschulpreise, die während des Hochschulrundgangs an den Nachwuchs vergeben wurden, wegen Mauschelei abgelehnt – als Künstler solle man alles nehmen, was von Außen kommt. Ich war anderer Meinung und sicher, dass der Preis nichts mit meiner Arbeit zu tun hatte, sondern nur damit, dass der Prof in der Jury saß. Das reichte mir nicht. Und blieb beim Nein. Viele Jahre später frage ich mich nun, wo mein Nein eigentlich geblieben ist. Abgeschliffen? Ob das vom Durchhalten kommt? Falsche Methode?

Institutionen wie Museen o.ä. sind für Künstler ein Forum, um ihre Arbeit zu präsentieren. Wenn es gut läuft, fungieren diese Institutionen als Multiplikatoren. Ob für Künstler auch ein wirtschaftlicher Erfolg daraus erwächst oder nur Ruhm und Ehre, steht auf einem anderen Blatt, das hier an dieser Stelle nicht beschrieben wird.

Gerade erinnere ich mich an die Einladung zur Besetzung einer Professur an Rosemarie Trockel. Damals war ich als studentische Vertretung in das Verfahren um die Neubesetzung der Stelle involviert. Rosemarie Trockel ließ durch ihre Galerie ausrichten, dass sie kein Interesse hat und ich dachte: Wie cool ist das denn!

Was passieren kann, wenn Künstler sich verweigern, ist auf der diesjährigen documenta zu sehen. Der Künstler Kai Althoff hat der Leiterin CCB eine Absage erteilt. Diese Absage wird von CCB wie ein Sakrileg in einer Vitrine im Fridericianum präsentiert. Könnte ein neuer Trend werden. Ist für beide Seiten auch nicht so teuer, nur ein bisschen Papier und ein Glaskasten, vielleicht noch ein Huldigungskerzlein beseit gestellt, das von Aufbauleuten nach Abbrennen ausgetauscht werden muss. Auch Thomas Kapielsky hat die documenta- Teilnahme mal abgesagt, ist hier nachzulesen und mir kommt Mevilles Bartleby in den Sinn.

Arbeiten der Künstlerin Elke Krystufek sollten eigentlich ab letzter Woche Freitag im Berliner Haus am Waldsee gezeigt werden. Alles war vorbereitet, Organisation lief auf Hochtouren, Öffentlichkeitsarbeit gemacht, Einladungen verschickt.
Das Haus ist leer, einige Besucher haben die Wände mit Botschaften an die Künstlerin, so ist es auf der website der Institution zu sehen, vollgekritzelt. Das war weder „Auftrag“ der Künstlerin und noch gehörte es zu ihrem Konzept, in dem es um Landschaft gehen sollte.
Elke Krytufek hat nichts abgeliefert. Nicht einmal eine Absage. Auf der Facebook Seite des Veranstalters ist in einem Kommentar die Frage zu lesen: »Gab`s Ärger?«
Keine Antwort.

Die Künstlerin hat den Spieß umgedreht. Der Institution ist das passiert, was Künstlern tag-täglich widerfährt: Es werden Hoffnungen geschürt, Absprachen nicht eingehalten, Rückmeldungen gibt es nicht und oft nicht einmal eine Absage.
So umgedreht wird der Spieß zu einem künstlerischen Statement, ansonsten ist er künstlerischer Alltag. Und pieken tut er immer.

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